Wäre es bei diesem ersten Schnuppertauchen geblieben, wäre ich nie wieder Unterwasser gegangen. Mein erster Tauchversuch war einer dieser Erfahrungen, die ich niemanden wünsche. Doch ich habe gelernt, ein 2ter Versuch, kann manchmal Gold wert sein UND das die Wahl der richtigen Tauchbasis wirklich wichtig ist.
Als ich Simon kennen lernte, war mir nicht wirklich bewusst, dass Tauchen ein Hobby ist. Klar ich kannte Tauchen, so von Freunden die das in Ägypten oder so mal gemacht hatten. Schöne Fische, Schwerelos sein, aber so richtig als Hobby? Ich konnte mir nicht wirklich was darunter vorstellen.
Simon schwärmte dann immer von seinen Unterwasser Abenteuern, wie schön das ist und wie viel Spaß das macht, auch in Deutschen Seen! Ich fing an mich immer mehr dafür zu interessieren.
Ich war schon immer eine Wasserratte
Als Kind war ich sogar im Schwimmverein. Somit war irgendwie klar, dass das Thema anfing mich zu faszinieren.
Es kam soweit, dass ich also mal Schnuppertauchen wollte, um heraus zu finden, ob das Tauchen was für mich ist. Wir wohnten damals noch weit voneinander entfernt, und so suchte ich mir in meiner Heimat online einen Tauchlehrer. Da ich vom Land komme, war die Auswahl nicht all zu groß, heute weiß ich, dass die Anfahrt in die Stadt sich gelohnt hätte… dazu später mehr.
Der Tauchlehrer meinte, wir machen das bei mir aber direkt im heimischen See, es war Sommer (Juli) die Temperaturen des Sees also machbar und es wäre so für mich, laut ihm, spannender als „Fliesen zu zählen“. Ich glaubte ihm und freute mich aufs Schnuppertauchen.
Es ging schief, was nur schief gehen konnte
Hier folgt nun ein vollständiger Erfahrungsbericht von meinem ersten Schnuppertauchen. Wen dich das nicht so ausführlich interessiert klicke HIER, und du gelangst direkt zur Kurzzusammenfassung.
Ich habe Mehrgewicht und somit erst Mal große Angst in keinen Neoprenanzug zu passen. Doch der Tauchlehrer gab mir seinen, und versicherte mir „das passt schon“.
(Fehler 1: Ein gute Tauchbasis hat viele verschiedene Größen zur Auswahl.)
Ich, keine Ahnung wie man einen Neoprenanzug anziehen muss, quetschte mich über 20 Minuten hinein in das Dumme Ding
(Fehler 2: Ich bekam keine Hilfe oder Tipps, man hat mich damit allein gelassen) und dann ging es mit dem Pick Up ca. 15 Minuten zum See
(Fehler 3: Im Sommer 15 Minuten im dicken Neopren bereits zum Tauchplatz zu fahren ist viel zu warm, besser Neopren erst am Tauchplatz anziehen!).
Er schätzte wie viel Blei ich brauchte, stellte mir das Jacket ein, gab mir Flossen, Maske und ab ging es ins kalte Wasser
(Fehler 4: Ich bekam keinerlei Erklärung zur Ausrüstung, auch beim Schnuppertauchen solltest du bereits grob erfahren, was du da an dir trägst).
Wir waren Kniehoch im See.
(Fehler 5: Ein Schwimmbecken scheint vielleicht „langweilig“ aber glaub mir, du wirst so überfordert sein mit den ganzen Eindrücken, es wird sicher nicht langweilig. Ein See bietet außerdem viele andere Umstände wie z.B. schlechte Sicht und macht das Schnuppertauchen als Person ohne Tauchkenntnisse viel gefährlicher!)
Er sagte nun ich solle mich auf den Boden legen und einfach meine ersten Atemzüge machen.
(Fehler 6: Sofort sich hinlegen, ist überfordernd und kann zu Panik führen, besser erst den Kopf nur leicht unter Wasser nehmen)
Ich sackte unkontrolliert auf den Boden, hatte keinerlei Gleichgewichtsgefühl und war überfordert von dem dreckigen Wasser (Sandgrund). Ich wollte eigl sofort wieder hoch an die Oberfläche, dachte aber daran, dass ich ja nun Luft holen könnte. Ich versuchte mich also zu beruhigen und einen Atemzug durch den Mund zu nehmen. Das ging sehr schwer mit viel Widerstand
(Fehler 7: Das erste Mal atmen aus dem sogenannten Atemregler erst an der Oberfläche probieren und Fehler 8: Es sind schlecht Atemregler wenn der Widerstand beim einatmen zu groß sind).
Ich versuchte mich wieder hin zu stellen und erzählte ihm, dass es mich ganz schön überfordert und ich keinerlei Gleichgewicht halten kann. Er zuckte mit den Schultern und meinte das wird schon noch
(Fehler 9: Er ist nicht auf meine Verunsicherung eingegangen sondern hat strikt weiter gemacht).
Wir machten nun ein paar Übungen mit der Maske und dem Druckausgleich, das war auch alles in Ordnung soweit. Er meinte also nun, wir drehen eine kleine Runde maximal auf 5 Meter er übernimmt das tarieren.
(Fehler 10: Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung was er mit tarieren meinte, er hätte es zumindest kurz erklären müssen…)
Ich war sehr verunsichert, wollte es aber trotzdem probieren, mein Ehrgeiz war groß. Ich vertraute ihm auch, hatte ja keine Ahnung.
Wir gingen also zu Boden und tasteten uns die Schräge entlang nach unten, ich habe verzweifelt versucht irgendwie still zu liegen doch immer wieder Zog es mir die Beine nach oben. Ich klebte förmlich am Sandgrund
(Fehler 11: Es war viel zu viel Blei und vollkommen falsch verteilt an meinem Körper, er hätte am Anfang einen kurzen Bleicheck machen müssen zuvor wir wirklich tauchen gehen).
Mein Tauchlehrer hatte außerdem so eine Boje dabei, er meinte vorher, die müssten wir mit uns herziehen. Nachdem er merkte wie ich wackelte, drückte er mir das Seil der Boje in die Hand, in der Hoffnung ich würde mehr Stabilität finden.
(Fehler 12: Als Tauchanfänger sollte man so wenig wie möglich selbst machen müssen, da diese gesamte Umgebung und Situation ungewohnt ist).
Stabilität – Fehleranzeige, im Gegenteil es machte das ganze nur noch schlimmer auf einmal musste ich zusätzlich zum Druckausgleich und der Balance auch noch so ein Seil halten. Nachdem ich so heftig am Sandgrund klebte, lies mein Tauchlehrer Luft in mein Jacket, das sorgte aber dafür, dass ich unkontrolliert nach oben stieg. Ich trieb nach oben und verhedderte mich mit dem Jacket und den Flossen im Seil der Boje. Letzten Endes hing ich dann Kopfüber an der Oberfläche.
(Fehler 13: Er verlor die Kontrolle über meine Tarierung).
Heute kann ich darüber nur schmunzeln, aber in der Situation war ich froh, dass keine Panik bei mir aufkam. Irgendwie wusste ich „okay Janine du kannst ja atmen, atme einfach weiter, dein Lehrer befreit dich gleich“. Das war mein Glück, aber das hätte auch echt noch richtig gefährlich ausgehen können.
Kurz zusammengefasst: mein grauenhaftes Schnuppertauchen
- Falscher Neoprenanzug in falscher Größe, ohne Hilfe oder Tipps zum anziehen
- Schnuppertauchen direkt im See statt im Schwimmbad (bitte unbedingt in den Pool gehen, die Situation ist überfordernd genug)
- 15 Minuten Anfahrt IM Neopren im Hochsommer zum Tauchplatz (viel zu warm, bitte erst vor Ort anziehen!)
- Keine Erklärung zur Ausrüstung gehabt
- Keine Übungen zum Atemregler an der Oberfläche
- Schlechte und nicht gewartete Atemregler mit zu viel Widerstand
- Ignoranz meines Befindens, ging nicht auf meine Verunsicherung ein
- Viel zu viel Blei und vollkommen falsch verteilt (kein Bleicheck gemacht)
- Überforderung mit dem Seil der Boje, welches er mir in die Hand drückte
- Er verlor die Kontrolle über meine Tarierung und ich schoss an die Oberfläche, Kopfüber
Letzten Endes ging alles zum Glück gut aus, ich hatte keine bleibenden Schäden. Mein Tauchlehrer meinte dann noch zu mir, er glaube nicht, dass das Tauchen was für mich wäre, ich hätte viel zu wenig Kontrolle über meinen Körper und am Besten verliere ich erst etwas an Körpergewicht.
Zwischen Fassungslosigkeit und Bestätigung
Im Auto rief ich Simon sofort an, erzählte ihm alles und wie ich einfach nicht glauben konnte, dass das wirklich Tauchen sein sollte. Simon war ebenso schockiert, aber froh dass mir nichts passiert ist. Wir haben beschlossen den Tauchlehrer bei seinem zugehörigen Verband zu melden.
Simon versicherte mir außerdem, dass diese Erfahrung alles andere als der Standard ist. Ich hatte jedoch Angst, so etwas noch einmal zu erleben. Er meinte, wenn ich jetzt nicht sofort ein weiteres Schnuppertauchen probiere, werde ich ewig Angst davor haben.
Es kostete mich viel Überwindung, endlose Bestätigungsggespräche, aber ich meldete mich in einer großen Tauchbasis in einer Stadt 2 Tage später zu einem erneuten Schnuppertauchen an. Irgendwie dachte ich mir auch: Schlimmer kanns nicht mehr werden.
Mein 2ter Versuch, der alles zum Positiven wendete
Bereits 2 Tage später machte ich mich also auf den Weg in die nächste Stadt, und hoffte einfach auf ein besseres Erlebnis. In deren Tauchgeschäft zur Vorbesprechung vor dem eigentlichen Schnuppertauchen erzählte ich von meiner grauenhaften Erfahrung. Die Inhaber bestätigten mir schockiert, dass sowas auf gar keinen Fall passieren darf.
Wir fuhren diesmal in ein Schwimmbad. Mein nun neuer Tauchlehrer gab mir selbstsicher einen Neoprenanzug, und zeigte mir einen kleinen Trick, wie ich diesen leicht über meine Beine bekomme. In wenigen Minuten war ich drin und alles passte perfekt.
Dann erklärte er mir wie das Jacket aufgebaut ist, funktioniert, die Flasche hält, was ein Atemregler ist und vieles mehr. Erst dann ging es das erste Mal ins Wasser. Ich bekam nur so kleine kurze Schwimmbadflossen, er meinte mehr braucht es gar nicht, denn beim Schnuppertauchen geht es nicht darum viel zu paddeln sondern erst Mal das Wasser und die Schwerelosigkeit zu erleben, den Rest übernimmt er.
Ich fühlte mich sicher und aufgehoben. Es hat sehr viel Spaß gemacht, wir haben ein paar Übungen mit dem Atemregler und der Maske gemacht, und uns dann langsam auf 3 Meter runter getastet. Das Gefühl war einfach mega. Mein Tauchlehrer hat mich perfekt tariert, und ich konnte einfach nur genießen.
Nach 1,5 Stunden drückte die Blase und mein Erlebnis war leider vorbei. Es war genial! Alle Ängste und Unsicherheiten waren verflogen und ich bekam sogar viele Komplimente, zu meiner Wasserlage als Anfängerin.
Fazit:
Allgemein gesagt, ein erstes ausprobieren muss nicht immer das letzte Mal gewesen sein. Trau dich es auch noch ein zweites Mal zu probieren, es aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Oft erfahren wir vielleicht gar nicht von so tollen und spannenden Dingen, wenn wir sie nach dem ersten Versuch schon aufgeben.
Wenn du Tauchen einmal ausprobieren möchtest, dann lass dir bei der Suche nach der richtigen Tauchbasis /Tauchlehrer von erfahrenen Tauchern helfen.
Achte bei der Wahl des Tauchlehrers darauf, wie er mit dir umgeht. Er sollte auf deine Sorgen eingehen und dir ein sicheres Gefühl geben. Geht unbedingt in ein Schwimmbad, die Bedingungen sind dort viel sicherer für dich. Lass dir die Ausrüstung erklären, damit du auch verstehst was passiert.